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* NICHT EINMAL IGNORIEREN 2015

Ein besonders krasses Beispiel für die Nichtbeachtung der literarischen Übersetzer ist die Verleihung des Literaturpreises “Hommage à la France”. Denn wem ist es zu verdanken, dass diese Hommage in Deutschland überhaupt gelesen werden kann?

Hier die Presseaussendung:

“Die Jury hat für den Literaturpreis 2013 die französische Journalistin und Schriftstellerin Pascale Hugues für ihren Roman „Marthe und Mathilde. Eine Familie zwischen Frankreich und Deutschland“ ausgezeichnet (Rowohlt Verlag 2008).”

Man hat den Eindruck, dass Pascale Hugues ihren Roman auf Deutsch im Rowohl Verlag veröffentlicht hat. Nirgendwo ist vermerkt, dass es sich um eine Übersetzung handelt, geschweige denn, dass die Übersetzerin Lis Künzli heißt. Lis Künzli ist eine Schweizer Übersetzerin, die 2009 den angesehenen Eugen-Helmlé-Preis bekommen hat und sich in einem Interview über ihre Arbeit äußert: “Gemeinsam gute Bücher machen” (Buchmarkt.de, 29.11.2009)

buchmarkt.de: Welche Grundvoraussetzungen sollte ein literarischer Übersetzer denn mitbringen?

Künzli: Die Kenntnis der Ausgangssprache, aber auch der Kultur, ist natürlich eine Voraussetzung. Noch wichtiger aber ist ein gutes Einvernehmen mit der Muttersprache, denn mit ihr geht die eigentliche Arbeit erst los. Dann braucht es die richtige Mischung aus Bescheidenheit dem Original gegenüber und Selbstbewusstsein, damit etwas eigenständig Neues entstehen kann. Eine unversiegbare Neugier, um mit der sich ständig verändernden Sprache mitzuwachsen, ein ganz großes Ohr, das nie schläft, weil man ständig auf der Suche nach dem treffenden Ausdruck ist, den man dann vielleicht in der Warteschlange vor dem Postschalter aufschnappt.

Und da man so ungefähr über alles irgendwann Bescheid wissen muss, ist ein gut gefülltes Adressbuch auch nicht schlecht, um für jeden Fall einen Experten zur Hand zu haben. Und da Sprache Niederschlag von Leben ist, sollte man auch ein bisschen gelebt und ebenso viel gelesen haben. Und ein Regal voller Wörterbücher. Böse Zungen behaupten manchmal, es brauche eine tüchtige Prise Masochismus, und solange sich an den Bedingungen nichts ändert, haben sie wohl nicht ganz Unrecht.”

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