- 13. Juni 2024
Zwei konträre Sichtweisen auf den für Übersetzer so entscheidenen Mythos des Turmbaus von Babel:
« La traduction répond à la malédiction de Babel. »
Dans le récit biblique de Babel, les premiers êtres humains parlaient une seule langue, la langue adamique - celle d’Adam et Eve. Mais ils ont fait preuve de vanité en construisant une tour géante qui atteignait le ciel. En guise de punition, Dieu a détruit la tour et surtout, il a instauré la multiplicité des langues afin de semer la confusion entre eux, confusion qui se dit “Babel” en hébreu. Depuis, pour se comprendre, il faut traduire.
Souleymane Bachir Diagne, der die Ansicht vertritt, dass Übersetzer die Aufgabe haben, Sprachen, Kulturen und Menschen nach dem Fluch von Babel wieder zusammenzubringen.
Und Patrik Ourednik, der seine Sicht der Dinge in „Das Ende der Welt dürfte nicht stattgefunden haben“ so darstellt:
VERSTÄNDNISSTÖRUNG (S 38)
Bevor Gott es sich mit Sodom, Gomorrha, Adma und Zebojim anlegte, hatte er erste Erfahrungen bei der Zerstörung des später als ersten Wolkenkratzer der Menschheit bezeichneten Gebäudes gesammelt, dessen Errichtung an einem Ort namens Babel geplant war. Gott hatte die Vorstellung nicht gefallen, dass die Leute gut zusammenarbeiten und gemeinsam in einer vertikalen Stadt leben könnten.
Die Vorgangsweise bei der Zerstörung war weniger spektakulär, dafür aber noch abwegiger. Gott erfand eine Art Störgerät für den ersten Wolkenkratzer der Geschichte, die erste technische Meisterleistung. Er stellte den Apparat am Fuße des im Bau befindlichen Wolkenkratzers auf und schaltete ihn ein. Schon am nächsten Tag konnten die Arbeiter einander nicht mehr verstehen, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Einer verlangte Ziegel, der andere hielt ihm die Kelle hin; ein Dritter verlangte Seile, um hochgezogen zu werden, man ließ ihn hinunter; man brachte die Glocke zum Läuten, sie klang hohl. Alles das machte die Leute ganz verrückt, sie zerstreuten sich in alle Richtungen. Sie vergaßen ihre Sprache und mussten sich andere ausdenken.
So kam es, dass Gaspard und ich Übersetzer wurden.
- 12. Juni 2024
Der senegalesische Philosoph Souleymane Bachir Diagne stimmt in seinem Buch "DE LANGUE À LANGUE - L'hospitalité de la traduction", in der deutschen Übersetzung von Christian Leitner VON SPRACHE ZUR SPRACHE - Übersetzung als Gastfreundschaft (Passagen Verlag, 2024) ein Loblied auf die Übersetzung an, "das Ziel der Übersetzungsarbeit selbst, der Aufgabe des Übersetzers, seiner Ethik und seiner Poetik besteht darin, Gegenseitigkeit und Begegnung in einem gemeinsamen Menschsein zu schaffen."
Hier das Titelblatt zur französischen Ausgabe, erschienen bei Albin Michel
Anlässlich seines Auftritts im Wiener Schauspielhaus heute Abend, um 20 Uhr, wurde er vom Standard interviewt.
Als ich die Nachricht aus dem Nietzsche-Dokumentationszentrum in Naumburg mit der Bitte um Zusendung meiner Disseration über "Die Rezeption von Lou Andreas-Salomé in Italien" erhielt, war ich fast gerührt und sehr geehrt, dass sich nach so vielen Jahren noch jemand für diese Arbeit (die bestimmt nur von einer Handvoll Personen gelesen wurde) interessiert.
Gerne werde ich die 1987 eingereichte Dissertation nach Naumburg schicken.



